Fachforum Feuer & Wald des Forest Fire Fighting Laboratory (FFFLab)
„Feuer & Wald – Brennende Wälder, drängende Fragen“ – unter diesem Titel veranstalteten das FFFLab (ForestFireFighting Laboratory) der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und die Feuerwehr Reutlingen am 25.09.2025 ein großes Fachforum.
Fachforum Feuer & Wald mit ca. 200 Teilnehmern
Bereits heute deuten die Zahlen darauf hin, dass 2025 auf europäischer Ebene ein besonders starkes Waldbrandjahr wird und auch Deutschland eine Vielzahl an Waldbränden zu verzeichnen hat. Unweigerlich rückt das Thema Wald- bzw. Vegetationsbrand daher sowohl bei Feuerwehren als auch auf Seiten des Forstes immer stärker in den Fokus. Vor diesem Hintergrund veranstaltete das FFFLab (ForestFireFighting Laboratory) der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und der Feuerwehr Reutlingen am 25.09.2025 ein großes Fachforum unter dem Titel „Feuer & Wald – Brennende Wälder, drängende Fragen“. Ca. 200 Experten und Interessierte nahmen an der Veranstaltung teil, entweder vor Ort in Rottenburg oder online am Bildschirm. Die Teilnehmer kamen dabei aus dem gesamten Bundesgebiet bis hin zu angrenzenden Ländern wie Österreich und Belgien. Die Veranstalter berichten über Hintergrund und Ablauf des Fachforums per Meldung von Montag, 6. Oktober 2025.

Gruppenfoto Fachforum Feuer & Wald (Quelle FFFLab)
Prävention und die Bekämpfung von Vegetationsbränden
Im Rahmen des Fachforums wurden unterschiedlichste Themen aus den Bereichen Forst und Feuerwehr im Hinblick auf die Prävention und die Bekämpfung von Vegetationsbränden beleuchtet. Zum Auftakt stellte Philip Knoff von der Berufsfeuerwehr Bonn das GFFF-V (Ground Forest Firefighting using Vehicles) Modul des Landes NRW vor. Diese Spezialeinheit wurde im Rahmen des europäischen Katastrophenschutzverfahrens gegründet und kann bei extremen Vegetationsbränden europaweit eingesetzt werden. Mit einem aktuelleren Thema hätte das Fachforum kaum beginnen können, da das GFFF-V Modul gerade erst in Spanien die Bekämpfung zweier Großfeuer unterstützt hatte und Philip Knoff somit Berichte und Informationen über das Einsatzgeschehen aus erster Hand liefern konnte.
Im Anschluss wurden die Probleme der Waldwegenavigation in den Fokus genommen. Während sich Feuerwehren bei Einsätzen in bebauten und befestigten Gebieten im Straßenverkehrsnetz bewegen können, bringt ein Vegetationsbrand ungleich mehr Herausforderungen mit sich. So ist den Feuerwehren im Wald ohne Unterstützung durch die Forstseite oft zunächst unklar, welche Wege für Löschfahrzeuge befahrbar sind oder wie beispielsweise ein Pendelverkehr mit Einbahnstraßensystem aufgebaut werden kann. Stefanie Labitzke und Tobias Wiepcke von der NavLog GmbH konnten hier aufzeigen, wie die Navigations-Daten des Forstes auch für Feuerwehren im Einsatzfall genutzt werden können.

TLF-W der Bundeswehr (Quelle FFFLab)
Unterstützung der Einsatzleitung durch Künstliche Intelligenz
Besonders erfreulich war, dass mit ForFireOS im Anschluss an den NavLog Vortrag, ein erstes durch das FFFLab gefördertes Projekt seine Zwischenergebnisse vorstellen konnte. Diana von Landsberg-Velen und Mohanad El-Haji stellten dabei vor, wie mittels Künstlicher Intelligenz in Zukunft die Einsatzleitung bei einem Vegetationsbrand unterstützt werden kann. Ziel ist es, dass aus der Vielzahl der theoretische verfügbaren Daten möglichst rasch die Informationen herausgefiltert und der Feuerwehr bereitgestellt werden, die für die Einsatzleitung und -durchführung relevant sind. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Daten zum Wetter, zur Navigation oder gar zu möglichen Einsatztaktiken, speziell für die betroffene Fläche. Aus vielen Daten werden so sehr schnell steuerungsrelevante Informationen.
Im zweiten Teil des Fachforums stand zunächst das Thema Einflussfaktoren auf das Vegetationsbrandverhalten im Fokus. Michael Müller von der Branddirektion Frankfurt und Tobias Hennemuth von der Feuerwehr Fernwald erläuterten dabei, wie Wetter und Topographie, aber auch Brennmaterial und weitere Faktoren das Ausbreitungsverhalten und die Intensität eines Feuers beeinflussen. Dabei konnten sie zeigen, wie wichtig die Kenntnis dieser Faktoren ist, um eine geeignete und sichere Einsatztaktik wählen zu können.

TLF-W Feuerwehr Stuttgart und MZF Feuerwehr Reutlingen.
Im Anschluss duften alle Teilnehmer des Fachforums sich selbst die gelbe Weste des Einsatzleiters anziehen und im Rahmen der Wald-Triage von Stefan Hermann (Feuerwehr Reutlingen) mitentscheiden, wie ein fiktives Feuer am Albtrauf in Reutlingen-Gönningen bekämpft werden soll. Per Live-Voting erhielten so alle Teilnehmenden die Möglichkeit an Entscheidungen mitzuwirken. Angelehnt an den medizinischen Begriff der Triage wurde über den Vortrag verdeutlicht, dass insbesondere bei größeren Waldbränden die Einsatzleitung im Konflikt steht, welche Einrichtungen (Stromleitungen, Wanderheime, Wildgehege,…) und welche Waldflächen (Naturschutzflächen, artenreiche Waldflächen, Wertholzflächen, …) in Anbetracht begrenzter Ressourcen zur Bekämpfung zuerst geschützt werden müssen. Dabei standen auch Fragen im Raum, ob beispielsweise ein artenreicher Teich in einem Biosphärengebiet als Löschwasserquelle genutzt werden sollte, um einen noch größeren Teil des Waldes zu retten. Unterstützt wurde der Vortrag durch Beiträge der Professoren Dr. Bastian Kaiser und Dr. Mattias Rupp, welche den ökonomischen und den ökologischen Wert des Waldes einordneten.
Abgeschlossen wurde das Fachforum durch einen Beitrag von Prof. Dr. Johann Goldammer vom Global Fire Monitoring Center. Dabei wurde das Thema „kontrolliertes Brennen im Natur- und Waldbrandschutz“ in den Fokus genommen. Anhand diverser Beispiele konnte gezeigt werden, welchen Nutzen das Brennen von Flächen zur Vegetationsbrandprävention bieten kann, aber auch wo die Grenzen hierbei liegen.

Vortrag Stefan Hermann, Feuerwehr Reutlingen (Quelle FFFLab)
Vorstellung von Ausrüstungen
Neben den Vorträgen bot sich für die Präsenzteilnehmer im Rahmenprogramm die Möglichkeit, den Kontrast aus bundesweit verfügbarer Feuerwehrtechnik im Vergleich zu absoluter Spezialtechnik zu besichtigen. So stellte die Feuerwehr Rottenburg ihr neues Tanklöschfahrzeug TLF-3000 in Kombination mit einem Gerätewagen Logistik zur Anschauung zur Verfügung. Beide Fahrzeugtypen verfügen über eine Grundausstattung an Vegetationsbrandequipment, wie Löschrucksäcke, Feuerpatschen und Motorsägen. Diesen Fahrzeugen gegenüber standen die neuesten Tanklöschfahrzeuge Waldbrand (TLF-W) der Bundeswehr aus der Albkaserne in Stetten a.k.M. und der Feuerwehr Stuttgart. Sowohl das Fahrzeug der Bundeswehr auf Basis eines Tatra Fahrgestells, als auch der Unimog aus Stuttgart sind für extremes Gelände und Brandbekämpfung direkt aus dem fahrenden LKW ausgelegt. Beide Fahrzeuge verfügen darüber hinaus beispielsweise über eine Eigenschutzanlage für den Gefahrenfall.
„Das große Interesse und die Diskussionen heute zeigen uns deutlich, dass Vegetationsbrände in Deutschland an Relevanz gewinnen und wir uns in Deutschland besser vorbereiten müssen“, sagt Prof. Dr. Wolff, der gemeinsam mit Stefan Hermann, dem Kommandanten der Berufsfeuerwehr Reutlingen, die Veranstaltung moderiert hat.
Auch im Jahr 2026 wird das FFFLab ein großes Fachforum durchführen. Geplant ist dieses zweitägige Event für 11. und 12. September 2026.

Vortrag Philip Knoff, Feuerwehr Bonn (Quelle FFFLab)
Neben dem besseren Vernetzen der Vegetationsbrandcommunity, wie beispielsweise im Rahmen des Fachforums, fördert das FFFLab auch Forschungsprojekte und Innovationen rund um das Thema Vegetationsbrandprävention und -bekämpfung. Dabei stehen im Rahmen der DATI Förderlinie (Deutsche Agentur für Transfer und Innovation) des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt Fördergelder zur Verfügung.
Die nächsten Projektanträge können zum 15.10.2025 und zum 31.01.2026 gestellt werden. Mehr Informationen dazu finden sich auf der Website unter www.fff-lab.de. Hier kann auch der Newsletter abonniert werden, um über weitere Projekte des FFFLab informiert zu bleiben.

Vortrag Tobias Hennemut, Feuerwehr Fernwald (Quelle FFFLab)

Vortrag Michael Müller, Branddirektion Frankfurt (Quelle FFFLab)

Vortrag Navlog / Hörsaal (Quelle FFFLab)

Vortrag Oliver Kohler und Annette Müller-Birkenmeier vom FFFLab (Quelle FFFLab)

Vortrag Prof. Dr. Johann Goldammer, Global Fire Monitoring Center (Quelle FFFLab)
Über das FFFLab:
Zum Jahresbeginn 2025 gründete die Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg und die Berufsfeuerwehr Reutlingen, zusammen mit dem ersten Projektpartner der Feuerwehr Frankfurt am Main, ein gemeinsames Zentrum für ihre Zusammenarbeit rund um das Thema Wald- und Vegetationsbrände. Die klimatischen Veränderungen und deren Auswirkungen auf die Entstehung und Ausbreitung von Waldbränden waren die Anlässe für diese Initiative. Die Stärkung ihrer Zusammenarbeit, die Einbindung möglichst vieler weiterer Akteure – auch über die Feuerwehren und die Waldwirtschaft hinaus –, die Beschleunigung von Innovationen zur Waldbrandprävention und deren Bekämpfung, sowie deren möglichst rasche öffentliche Bekanntmachung, sind wichtige Ziele
Unter dem Namen FFFLab (Forest Fire Fighting Laboratory) wurde ein Projektantrag beim Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (damals Bundesministerium für Bildung und Forschung – BMBF) im Rahmen der Förderlinie „Deutsche Agentur für Transfer und Innovation (DATI)“ gestellt. 20 von ca. 500 Projekten erhielten schließlich eine finanzielle Förderung, wobei das FFFLab mit etwa einer Million Euro ausgestattet wurde und weitere vier Millionen Euro zur Finanzierung von Ideen, Entwicklungen und Forschungsarbeiten an Dritte weitergeben darf, die sich mit förderfähigen Anträgen an das FFFLab richten.
Das FFFLab basiert auf zwei wesentlichen Säulen. Einerseits soll die Community der Experten aus Wald und Wehr zusammen gebracht und dadurch Wissen in der Prävention und Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden vertieft und größer gestreut werden. Zum anderen hat das FFFLab durch die DATI-Förderung auch die Möglichkeit, gute Ideen aus der Community finanziell zu fördern und damit echte Innovation in diesem Bereich voranzubringen.
Als künftige dritte Säule möchte das FFFLab einen Beitrag zur zielgerichteten und zielgruppenorientierten Aus- und Fortbildung sowohl für Förster, als auch für Feuerwehrleute leisten.