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Schutz & Rettung Zürich nimmt weltweit erste E-Autodrehleiter in Betrieb

Vor dem Hintergrund der städtischen Fahrzeugpolitik mit dem Ziel Netto-Null, nimmt die Berufsfeuerwehr Zürich ab dem kommenden Dezember 2022 die weltweit erste elektrisch angetriebene Autodrehleiter (E-ADL) in Betrieb. Es handelt sich hierbei um ein einjähriges Pilotprojekt mit dem Hersteller Rosenbauer International AG. In dieser Zeit soll das Fahrzeug in drei unterschiedlichen urbanen Umgebungen von Zürich auf seine Einsatztauglichkeit geprüft werden.

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Unterstützung für den über 250 Fahrzeuge starken Fuhrpark: Die Schutz & Rettung Zürich erprobt die weltweit erste Drehleiter auf vollelektrischem OEM E-Chassis von Volvo FE Electric. Bild: Schutz & Rettung Zürich

Brandbekämpfung, Personen- und Tierrettungen, Unwetter-Einsätze, Rettungen aus der Tiefe, Bienen-Einsätze und andere Hilfeleistungen, gehören zum Einsatzspektrum einer Autodrehleiter. Dies soll auch mit der neuen E-ADL (L32A-XS electric), die SRZ während einer Pilotphase als zusätzliche Autodrehleiter zur Verfügung steht, getestet werden. Die E-ADL der Firma Rosenbauer wird anstelle von Dieselkraftstoff mit Strom über drei elektrische Lithium-Ionen-Akkumulatoren angetrieben. Es soll dabei keine Unterschiede in der Bedienung der Drehleiter im Vergleich zu herkömmlichen Modellen geben. Ausserdem rechnet man mit einer deutlichen Reduzierung der Geräusch-Emissionen. Im Vordergrund steht jedoch immer die uneingeschränkte Gewährleistung des Grundauftrags „schützen & retten“.

Das zuvor an der Interschutz Messe in Hannover ausgestellte Fahrzeug steht jetzt noch bis zur Eingliederung in die Einsatzplanung (ca. Ende November), für Ausbildungs- und Einführungszwecke den Mitarbeitenden der Berufsfeuerwehr zur Verfügung. Anschließend wird das Fahrzeug während einer einjährigen Pilotphase sowohl im urbanen Umfeld der Stadt Zürich als auch in der Flughafenregion unter reellen Bedingungen zum Einsatz kommen und damit wertvolle Informationen zur Anwendung im täglichen Einsatz einer Berufsfeuerwehr liefern. Daraus können wichtige Erkenntnisse für eine spätere, sinnvolle Beschaffung von Einsatzfahrzeugen mit möglichem Alternativantrieb gewonnen werden.

Zusammenarbeit mit dem Hersteller Rosenbauer

Anlässlich eines Austauschs im Zuge der damaligen Ersatzbeschaffung «Fluggast-Rettungstreppe» für die Berufsfeuerwehr Flughafen im Juni 2021, kam die E-ADL erstmals zur Sprache und die Idee einer Pilotphase wurde weiterverfolgt. Diese nun weltweit erstmals eingesetzte E-ADL wird von SRZ gemietet, wobei der übliche Tarif aufgrund der langen Mietdauer angepasst wurde. Der Kaufpreis einer solchen E-ADL beläuft sich derzeit auf rund CHF 1,2 Millionen, das Pilotprojekt schließt jedoch keinen automatischen Kauf ein. Im Vergleich dazu kostet eine herkömmliche Autodrehleiter in der aktuellen Ausstattung von Schutz & Rettung Zürich rund CHF 1 Million.

Die Gebäudeversicherung Zürich (GVZ) als übergeordnete Institution des Feuerwehrwesens im Kanton Zürich und wichtiger Partner von SRZ unterstützt dieses Vorgehen einer Pilotphase mit einer elektrischen Autodrehleiter.

„Wir freuen uns sehr, dass wir die erste vollelektrische Drehleiter in Zusammenarbeit mit unserem Kunden Schutz & Rettung Zürich realisieren und nun für den Testbetrieb übergeben konnten. Bei der Entwicklung der Drehleiter lag die oberste Priorität auf der Funktionalität. Diese sollte ebenso funktionell, leistungsfähig und zuverlässig sein, wie die bewährte Standarddrehleiter bei gleicher Bedienbarkeit, Servicefreundlichkeit und Ersatzteileverfügbarkeit. Deshalb wurden nur hochwertige OEM-Komponenten verwendet“, sagt Markus Zellinger von Rosenbauer Schweiz AG.

Pressemitteilung Rosenbauer 25. Oktober 2022 / Quellen Daten und Bilder: Schutz & Rettung Zürich

Spezifikationen der weltweit ersten Drehleiter auf vollelektrischem Serienchassis

Die neue E-Autodrehleiter besteht aus dem Basisfahrzeug Volvo FE Electric mit Aufbau L32A-XS aus dem Hause Rosenbauer. Die Drehleiter ist an DIN EN 14043/EN 1846 angelehnt. Zum bekannten Bedienkonzept im Drehleiterbetrieb sollen sich keine Unterschieden finden. Die Drehleiter L32A-XS extra short beweist sich mit einem beachtlichen Aktionsradius im Nahbereich. Die Leistung des 18-Tonnen schweren Gerätes beträgt 225 kW (300 PS) im Dauerbetrieb mit integriertem 2-Gang-Getriebe.  Fahrwerk 4 x 2 mit Hinterachsantrieb. Bereits serienmäßig vorhanden ist ein zusätzlicher E-Motor als elektrischer Nebenabtrieb mit 70 kW Dauerleistung (im Maximum 100 kW) für den Betrieb der Drehleiter.

Zwei Sitzplätze sind bei Abmessungen von 10 Meter Länge, 2,5 Meter Breite und einer Höhe von 3,4 Meter gegeben. Die maximale Arbeitshöhe beträgt 32 Meter bei einer Korbbodenhöhe von 30 Meter, der Rettungskorb hat eine Nutzlast von 500 kg (5 Personen). Details zum Rettungskorb: entnehmbare Multifunktionssäule, u.a. Krankentrage am Korbboden aufsteckbar und Schwerlasttrage bis 300 Kg. Nutzlast plus RM8-Wasserwerfer am Rettungskorb. Der Geräteraum hat ein Volumen von 4526 Liter. Der Neupreis liegt bei 1,2 Mio. CHF. Eine Erprobung erfolgt ab sofort durch die Schutz & Rettung, Zürich, unter realen Einsatzbedingungen.

Zwei angenommene Szenarios als Grundlage zur Reichweitenangabe

In beiden Fällen wird eine vollständige Ladung der 3 Hochvoltbatterien mit jeweils 66 kWh angenommen. Hingewiesen wird, das die Berechnungen als Beispiel zu verstehen sein sollen, denn Umgebungsbedingungen wie Temperatur und Topographie können das Ergebnis beeinflussen. Im ersten Szenario liegt die Hin- und Rückfahrt bei 8 km, zweimaliges Abstützen, zwei Leiterbewegungen und 1 Stunde Lichtmastbetrieb. Acht bis zehn Einsätze sollen ohne Wiederaufladung möglich sein. Im zweiten Szenario liegt die Hin- und Rückfahrt bei 20 km, ebenfalls zweimaliges Abstützen, 5 Leiterbewegungen und auch je eine Stunde Lichtmastbetrieb. Hier werden laut Datenblatt drei bis vier Einsätze oder Wiederaufladung angegeben.

Vorteile des elektrischen Antriebs

Da keine Euro 6-Ausbrenn-, Regenerations- oder Bewegungsfahrten nötig sind, ist eine hohe Verfügbarkeit gegeben. Auch langfristig können ggfs. rechtliche Vorgaben in Bezug auf Emissionsvorgaben und Zufahrtsbeschränkungen eingehalten werden. Zur Ladung können nach EU-Ladestandard definierte Standard-Komponenten genutzt werden, also das Laden aller E-Fahrzeuge an selber Infrastruktur. Diese ist somit auch für PKW nutzbar. Nicht zuletzt bietet die geringe Lärm- und Emissionsbelastung eine geringere Geräusch-Emission selbst bei Nutzung des Generators und schont so Anrainer und Einsatzkräfte. Vor allem der Wegfall von Abgasen trägt nicht unerheblich zum Gesundheitsschutz bei. Wir sind sehr gespannt auf weitere Berichte zum täglichen Gebrauch im Einsatzgeschehen!

Feuerwehr Fachjournal, 25. Oktober 2022

Hier noch der Link zur Vorstellung über YouTube: